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Anmerkung der Redaktion: Anke Gersmanns Mutter ist mittlerweile in eine Pflegeeinrichtung gezogen, in der sie sich sehr wohlfühlt – ein Schritt, den sie bewusst mitgetragen hat, als Alternative zur Pflege daheim.

Ich pflege…

meine Mutter. Sie ist 88, hat Gicht, Diabetes, einen Herzschrittmacher. Weil ihr das Laufen schwerfällt, ist sie auf einen Rollator angewiesen. Ich habe schrittweise begonnen, Verantwortung zu übernehmen – sie wohnt bei uns im Haus und ich muss nur über den Flur, um sie zu unterstützen. Da wächst man so rein.

Davor habe ich zehn Jahre lang meinen Mann mit Pflegegrad 5 zuhause gepflegt. Irgendwann hab ich in den Spiegel geschaut und mich selbst nicht mehr erkannt. Mein Körper hat gestreikt. Ich war 24 Stunden für meinen Mann da. Größere Menschenansammlungen konnte ich nicht aushalten, das war ich nicht mehr gewöhnt. Mittlerweile lebt er in einem guten Pflegeheim.

Das fällt mir schwer

Es ist schwer, dass sich die Rollen so verändern. Die Mutti hat früher immer alles gemanagt und auf einmal kriegt sie viele Dinge nicht mehr auf die Reihe. Als Kind ist man plötzlich diejenige, die ihr sagt, wohin der Hase läuft.

Ich fühle mich schon manchmal gefangen. Ich pflege seit 30 Jahren – erst meine Schwiegermutter, dann meinen Mann, jetzt die Mutter. Das Umfeld hat ja auch diese Erwartungshaltung, du kümmerst dich jetzt. Das ist manchmal eine richtige Pflegefalle.

Das gibt mir Kraft

Ab und zu fahre ich an die Ostsee, mit dem Wohnmobil. Keine Verpflichtungen, und dann das Rauschen des Meeres, der Sonnenaufgang, der Sonnenuntergang. Das ist sehr entspannend - dieser ganze Druck ist weg.

Mein Tipp für andere

Man muss Grenzen setzen. Meine Mutter und ich haben schon ein gutes Verhältnis, aber ich kann nicht alles abfangen. Manchmal kommt dieser Altersegoismus, dieses: "Du musst ja." Ich versuche meiner Mutter dann zu erklären, wie das auf mich wirkt. Mutti nimmt das gut an. Wenn ich ihr das sage, funktioniert es wieder.