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Haut. Sie atmet, fühlt und schützt. Sie kann intakt sein, alt – oder krank. Und noch mehr: Der äußerste Schutzmantel des Körpers ist unser Spiegel der Seele – geht es ihr gut, fühlen wir uns auch in unserer Haut wohl.

Was bedeutet das für die Hautpflege von Menschen, die gebrechlich sind und Pflege brauchen? Als Angehöriger müssen Sie nicht immer gleich zum Kosmetiktiegel greifen. Besser ist oft, sich einfach Zeit zu nehmen. Öffnen Sie das Fenster. Lassen Sie frische Luft und Sonnenstrahlen in sein Zimmer. Das löst Gefühle aus, die unter die Haut gehen.

An Erinnerungen anknüpfen

Knüpfen Sie bei der Hautpflege von pflegebedürftigen Menschen an ihre Erinnerungen an. Hat Ihre Mutter vielleicht ein seidenes Spitzennachthemd, das sie früher immer gern getragen hat? Ein Lieblingsparfüm? Fühlen Sie sich in Ihren Angehörigen ein, ob er die Zuwendung mag. Alte Erinnerungen wachzurufen kann auch schmerzlich sein. Akzeptieren Sie es, wenn Ihr Angehöriger unwirsch reagiert.

Weniger ist mehr

Sie müssen Ihren Angehörigen nicht jeden Tag von Kopf bis Fuß waschen, es sei denn, er schwitzt stark oder wünscht sich das. Häufiges Baden strapaziert die Haut und zerstört ihren Schutzmantel, besonders, wenn chemische Seifen und Badezusätze verwendet werden. Dann juckt sie häufig. Das quält besonders bettlägerige Menschen, die sich nicht mehr selbst an Armen, Beinen oder Rücken kratzen können. Vielleicht reicht es, wenn Sie den Angehörigen nur alle zwei Tage von Kopf bis Fuß waschen.

Waschen Sie dabei nur mit lauwarmem und klarem Wasser. Bei starken Verschmutzungen, etwa bei Stuhlgang, helfen milde Reinigungsmittel, z.B. Cremeseife oder seifenfreie Syndets. Tragen Sie die möglichst sparsam auf die Haut auf und entfernen Sie sie anschließend mit Wasser vollständig.

Gehen Sie dabei sanft vor, rubbeln Sie nicht zu stark. Gerade faltige Haut reißt schnell ein und entzündet sich. Besser sanft abtupfen, bis die Haut ganz trocken ist. Feuchte Haut ist anfällig für wunde Stellen oder Pilzinfektionen. Das Risiko dafür ist groß, wenn Haut direkt aufeinander reibt, beispielsweise unter der Brust oder an den Innenflächen der Oberschenkel.

Warnzeichen

Bei ersten Anzeichen für eine Hauterkrankung wie Rötungen, Ausschläge, Schmerzen oder Schwellungen sollten Sie immer den Fachmann hinzuziehen. Der Hautarzt kann einen Abstrich machen und so vielleicht einen Pilzbefall feststellen. Oder der Bluttest zeigt einen Mangel an Eiweiß, Vitaminen oder Eisen? Steckt vielleicht ein Diabetes dahinter?

Hautpflege ist ein Abtasten: Wie geht es dir?

Hautpflege ist jedoch mehr als Kosmetik, sie kann auch Zuwendung ohne Worte bedeuten, ein buchstäbliches Abtasten: Wie geht es dir? Versuchen Sie sich in den pflegebedürftigen Menschen einzufühlen: Entspannen sich seine Muskeln beim Einreiben der Creme? Zieht er die Hand weg? Beruhigen sich seine Atemzüge, wenn Sie Ihre Hand sanft auf seine Stirn legen?

Pflegeprofis setzen mit der "Basalen Stimulation" Berührungen ganz  gezielt ein, um die Wahrnehmung und das Wohlbefinden von Schwerkranken  zu beeinflussen. Besonders sie brauchen die Berührung, um sich fühlen  und zu spüren, dass sie am Leben sind, heben die Vertreter dieses  Pflegekonzepts hervor. Denn wer zum Beispiel längere Zeit auf einer sehr weichen Matratze im Bett läge, verliere den Kontakt zu sich  selbst, seinen Menschen oder seiner Umgebung – ein beängstigendes  Gefühl. Es mache unsicher und nehme die Orientierung, so die Experten. Deswegen berühren Pflegende bei der Basalen Stimulation die Person stets  mit beiden Händen: mit einem gewissem Druck streichen sie ihm etwa über  Hände oder Arme, meist in Haarrichtung, um Körpergrenzen wieder  erfahrbar zu machen.

Kühles Wasser für bessere Durchblutung

Vertreter empfehlen, einen Bettlägerigen zum Beispiel mit kühlerem Wasser zu waschen, falls er das toleriert. Die Idee dahinter: Das regt die Hautdurchblutung des Patienten an. Anhänger der Basalen Stimulation waschen gerne gegen die Haarrichtung, um den anregenden Effekt zu stärken. Die Wassertemperatur sollte etwa 10°C unter der Körpertemperatur liegen. Nicht geeignet ist diese belebende Waschung, wenn Ihr Angehöriger desorientiert oder unruhig ist oder unter hohem Blutdruck leidet. Umgekehrt: Wenn Ihr Angehöriger keine Ruhe findet, bietet sich nach dem Konzept der Basalen Stimulation eher warme Waschungen an. Die Wassertemperatur sollte bei etwa 37° C bis 47° C liegen, abhängig von den individuellen Vorlieben Ihres Angehörigen. Der Pflegende fährt dabei sanft mit einem Waschlappen über die Haut – in Richtung Körperbehaarung, weil das beruhigen soll.

Wenn Sie dieser pflegerische Ansatz überzeugt, können Sie sich als   Angehöriger die speziellen Handgriffe von den Profis zeigen lassen.   Machen Sie sich bewusst, dass Sie sich dabei auf viel Nähe einlassen.   Überlegen Sie, ob Sie das wollen – und auch Ihr Angehöriger. Gerade   hochaltrige Menschen sind sehr berührungsarm aufgewachsen und können   sich gegen das Anfassen sperren. So oder so: Ob sich der   Pflegebedürftige in seiner Haut wohl fühlt, haben Sie selbst in der   Hand!

Fachliche Beratung:

Gertrud Schollwöck, Altenpflegerin für gerontopsychiatrische Pflege, Palliativ-Fachpflegerin und Praxisbegleiterin Basale Stimulation
Sylke Werner, Altenpflegerin und freiberufliche Dozentin in der beruflichen Bildung im Bereich Pflege