Bloggen: Tagebuch im Netz
Immer mehr Ältere nutzen das Internet. Zum Beispiel, um in sogenannten Blogs ihre Gedanken und Tipps zu teilen.

Scrollen, mailen, chatten: Das Internet hat uns viele neue Wörter beschert. Bloggen ist auch so eins: Der Begriff, in dem das "Log- buch" aus der Seefahrt steckt, steht für das Führen einer Art Online-Tagebuch. Es kann von einer Person – dem Blogger – oder von mehreren geführt werden.
Wie komme ich zu meinem Blog?
Einen eigenen Blog zu gründen ist einfach und kostenlos. Jeder kann sich mit seiner E-Mail-Adresse anmelden und loslegen, beispielsweise unter www.blogger.com oder www.wordpress.com. Private Daten muss man dabei nicht preisgeben – selbst die Anschrift ist nicht Pflicht.
Welche Themen eignen sich?
Alle! Jeder kann zu bloggen beginnen, solange es ein Thema gibt, das einem wichtig ist, und man Freude am Schreiben hat. Ratsam ist es, einen Fokus zu finden, eine eigene Handschrift, und die Seite regelmäßig zu aktualisieren – das muss nicht täglich sein. Wer merkt, dass Bloggen nichts für ihn ist, kann sein digitales Notizbuch problemlos löschen.
Wie soll ich meinen Blog gestalten, damit er gelesen wird?
Die Anbieter von Blogplattformen im Netz bieten kostenlos vorgefertigte Designs, die übersichtlich aufgebaut sind. Für die Leser sollte klar ersichtlich sein, worum es in dem Blog geht: Schreibe ich über Technik, das Leben in meiner Kleinstadt oder das Reisen im Alter? Die Beiträge sollten in einer klaren Sprache verfasst sein – lange, verschachtelte Sätze also besser vermeiden. Keine Endlostexte schreiben, sondern häufiger einen Absatz einfügen. Nicht mehrere Themen in einen Beitrag packen – lieber verschiedene Artikel erstellen.
Ü60 im Netz: Zwei Blogger erzählen
Karin Austmeyer, 63 Jahre, bloggt seit 2014 aus Köln
Internet-Adresse des Blogs: www.sweetsixty.de
„Internetangebote für meine Generation sind meist professionell. Das heißt, sie wurden von Firmen erstellt. Dort finden sich die Themen, die ich vermeiden möchte: Tod, Treppenlift, Inkontinenz-Windeln. Mit mir hat das nichts zu tun! Daher möchte ich mich in meinem Blog mit dem wahren Leben von Frauen in meinem Alter beschäftigen und mein Leben in allen Facetten abbilden. Ich schreibe über alles, was meine Leserinnen und Leser interessieren könnte. Besonders viele Zugriffe gab es auf private Beiträge, wie jene zum Krebstod meines Mannes 2015. Die lesen nicht nur Menschen meiner Generation, sondern auch Jüngere. Da ich bald in Rente gehe, möchte ich einen neuen Blog starten, der sich mit dem Wohnen jetzt und im höheren Alter beschäftigt. Wenn Krankheiten ein Alleinleben nicht mehr zulassen, werden Altersresidenzen, Pflegeheime und neue Wohnalternativen immer mehr zum Thema.“
Horst Sievert, 78 Jahre, bloggt seit 2008 aus Kronshagen bei Kiel
Internet-Adresse des Blogs: hositeam.wordpress.com
„Meine ersten Erfahrungen mit Blogs habe ich vor zehn Jahren in einem Kurs gemacht. Für eine Seniorengruppe erstellte ich einen Team-Blog, auf dem sich jeder ausprobieren konnte. Einige Teilnehmer haben heute ihre eigene Internet-Präsenz. Dabei geht es um Technik, Fotografie oder persönliche Reiseerlebnisse, etwa einen Urlaub im Kloster. Mein eigener Blog ist heute kein Übungs-Spielfeld mehr. Ich berichte darin über meine Erfahrungen mit moderner Technik: Wie benutze ich mein Smartphone? Wie funktioniert die Sprachsteuerung im Wohnzimmer? Wie erstelle ich einen Podcast? Meistens schreibe ich über die Themen, über die wir beim digitalen Senioren-Stammtisch per Videosoftware Skype alle vier Wochen sprechen. Mein Blog fast alles zusammen – auch für jene, die keine Zeit hatten, dabei zu sein.“
Was kann ich tun, damit mein Blog im Netz gefunden wird?
Erfahrene Blogger raten, sich online mit Gleichgesinnten zu vernetzen. Zu fast jedem Thema gibt es schon Blogs – am besten verweist man aufeinander. Auch über soziale Medien kann man für sein Online-Tagebuch trommeln: auf Facebook eine Fanseite einrichten oder per Twitter über neue Einträge informieren. Gerade am Anfang sollte man die Erwartungen nicht zu hoch schrauben – es kann eine Weile dauern, bis man eine treue Leserschaft hat.
Kann ich damit Geld verdienen?
Wer sich seine Mühe honorieren lassen möchte, kann beispielsweise mit Firmen kooperieren und Erfahrungen mit deren Produkten schildern. Doch Vorsicht: Das kann Leser auch verschrecken. Für die meisten bleibt Bloggen ein Hobby.