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Senioren Ratgeber: "Um Himmels Willen", Herr Wepper! Ab 30. März läuft bereits die 20. Staffel Ihrer Serie. Wie erklären Sie sich diesen jahrzehntelangen Erfolg?

Fritz Wepper: Was für Funken aus der Spannung zwischen himmlischer und weltlicher Macht sprühen können, haben schon "Don Camillo und Peppone" bewiesen. Aber dass wir einen solchen Erfolg haben würden, über so viele Jahre, konnten wir natürlich nicht ahnen. Auch jetzt in der Corona-Zeit sprachen mich immer wieder Zuschauer an: "Wenn eine schlechte Nachricht die andere jagt, tut es besonders gut, sich auf dem Sofa zurücklehnen und entspannen zu können." Und auch ich war überglücklich, als ich im Sommer wieder in die Rolle des Bürgermeisters Wöller schlüpfen konnte.

Diese Staffel ist zugleich die letzte.

Die Nachricht kam für uns alle überraschend nach Ende der Dreharbeiten. Nicht nur ich hätte gerne weitergemacht. Aber vielleicht ist es besser, solange es gut läuft. Ob auf diesem begehrten Sendeplatz etwas Adäquates folgen wird, muss sich zeigen.

Haben Sie neue TV-Angebote?

Es gibt Andeutungen, dass man gerne mit mir weitermachen will. Ich glaube es erst dann, wenn es wirklich realisiert wird.

Fritz Wepper

  • Geboren: 17. August 1941 in München
  • Karriere: Die TV-Serien "Der Kommissar" (1969–74) und "Derrick" (1974–98) machten den Schauspieler berühmt.
  • Privatleben: Er hat eine Tochter mit seiner 2019 verstorbenen Ehefrau und eine weitere Tochter mit seiner langjährigen Freundin. Wepper lebt in München.

Wie ist Ihr eigenes Verhältnis zur Kirche?

Ich bin evangelisch, habe aber auch buddhistische Erfahrung. Buddhismus ist keine Religion, sondern eine Weltanschauung, so steht sich das nicht im Wege. Zen-Meditation hilft mir bis heute, bei mir zu sein. Ich durfte mit einem großen japanischen Lehrmeister großartige Erfahrungen sammeln.

Sie hatten 2017 eine schwere Herzoperation. Hat Zen Ihnen da auch geholfen?

Das Einsetzen der Herzklappen- und Arterienprothese dauerte bei mir neuneinhalb Stunden bei künstlicher Beatmung. Später entzündete sich die Prothese, und ich wurde noch mal operiert. Das sind Erfahrungen, da denken Sie keine Sekunde an Meditation. Als ich entlassen wurde, sagte mir der Professor, dass nur etwa fünf Prozent der Patienten in meinem Alter diesen schweren Eingriff überleben. Das war schon von Gott gefügt.

Verändert so eine Erfahrung noch mal den Blick aufs Leben?

Ja, dieses Erlebnis, dem Tode näher zu sein als dem Leben, bringt einen schon ins Grübeln. Das lässt sich nicht ausblenden, das ist unter all den Erfahrungen, die man im Leben macht, ein entscheidender Moment.

Als Ihre Frau Angela vor zwei Jahren starb, wo haben Sie Trost gesucht?

Die Arbeit half natürlich, ich war abgelenkt und musste mich auf andere Dinge konzentrieren. Meine Frau ist im Januar verstorben, und wir haben ab April gedreht. Der eigentliche Trost war aber der seelische Schulterschluss in der Familie. Der ist durch nichts zu ersetzen.

Hatten Sie in Ihrem Leben Vorbilder?

Der Begriff "Vorbild" ist vielleicht zu stark. Aber so großartige Schauspieler wie Burt Lancaster und Gary Cooper haben mich durchaus motiviert. "Vera Cruz" habe ich bestimmt 40-mal gesehen. Mich haben auch meine Zirkuserlebnisse sehr geprägt. Ich war immer den Clowns sehr zugetan und ihrer besonderen Form der Komik. Vor allem der Spanier Charlie Rivel und die Clowns aus Russland waren großartig und prägend für mich.

"Derrick" war ein Exportschlager. Wie war es, überall in der Welt erkannt zu werden?

Das waren Begegnungen der besonderen Art … Wenn man irgendwo zum ersten Mal ist, rechnet man nicht damit, dass alle mit dem Finger auf einen zeigen. Aber so erging es mir nach der Landung auf dem Flughafen von Oslo. Einmal sprach mich auf dem Oktoberfest ein Norweger an und bedankte sich: Er habe durch "Derrick" Deutsch gelernt, denn die Serie wurde im Original mit norwegischen Untertiteln ausgestrahlt.

Auch Ihr Bruder Elmar ist als Schauspieler höchst erfolgreich. Haben Ihre unterschiedlichen Temperamente berufliche Rivalitäten verhindert?

So unterschiedlich finde ich uns gar nicht. Wichtig sind die Liebe und die Freundschaft. Wenn der Elmar nicht mein Bruder wäre, wäre er mein bester Freund. So sehe ich das.

Sie werden im August 80 Jahre alt. Fühlt sich das seltsam an?

Nein. Aber mir ist bewusst, dass die 80 keine Lottozahl mehr ist. Ich halte es mehr mit den Franzosen, die gehen mit der 80 viel besser um, die sagen "quatre-vingt", also "vier mal 20".

Allein Ihre Filmografie umfasst gut 65 Jahre – was hat Ihren Berufswunsch so früh geweckt?

Mein Bruder und ich spielten oft zusammen Kasperltheater, das war sicherlich schon mal ein Grundstein der Freude am Darstellen. Ich weiß noch, dass uns das Krokodil leidtat, weil es dauernd einen draufbekommen hat. Und als ich zum ersten Mal im Prinzregententheater saß und der purpurrote Vorhang aufging, eröffnete sich mir eine neue Welt. Zwei Jahre später stand ich in "Peter Pan" auf der Bühne und spielte an der Jugendbühne mit.

1972 spielten Sie mit Liza Minelli in "Cabaret". Wie kam es dazu?

Ganz einfach: Meine Agentur fragte, ob ich zu einem Vorsprechen gehen würde. Ich ging hin, sprach vor und bekam die Rolle.

Hätte Sie eine Karriere in Hollywood gereizt?

Nach dem Film bekam ich konkrete Angebote, in Kanada oder den USA zu drehen oder am Broadway zu spielen. Ich sagte, dass ich "Der Kommissar" drehte und eine Option für das folgende Jahr hätte. Dann hieß es nur "Forget it!" – vergiss es! Das war der härteste Satz, den ich in meiner gesamten Laufbahn hören musste.

Ist Ihnen das nachgegangen?

Das hängt mir seelisch immer noch nach. Wer weiß, was sich vielleicht ergeben hätte? Obwohl ich ja immer gearbeitet habe. Aber so war es halt.

Glauben Sie an Schicksal?

Ja, das muss man manchmal. Auch wenn man mit dem Schicksal nicht einverstanden ist, muss man es so annehmen. Aber ich bin kein Schicksalsfanatiker. Manche Entscheidungen trifft man selber, manche treffen andere. Es gibt halt manchmal Schicksalsschläge, die man nicht beeinflussen kann.

Gibt es etwas, das Sie rückblickend lieber anders entschieden hätten?

Da gibt es einiges, ganz klar. Man verhält sich ja nicht immer so wie ein Kandidat für den Ehrenpreis in Menschlichkeit. Fehler zu machen gehört zum Leben dazu. Aber blöd wäre es, sie zweimal zu machen.

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