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Ich pflege 

… meinen Vater, 91. Nach dem Tod meiner Mutter habe ich ihn zu mir genommen. Ich bin eine Sandwich-Frau – das heißt, ich pflege und habe gleichzeitig relativ junge Kinder. Es ist nicht immer leicht, allen gerecht zu werden und Zeit für die eigene Familie zu finden. Meine Kinder bekommen die Pflege natürlich mit. Mein Sohn ist 13 und hilft seinem Opa manchmal auf die Toilette. Mir ist aber ganz wichtig, dass meine Kinder nie die Verantwortung für die Pflege übernehmen. Die Bürde will ich ihnen nicht auflasten. Ich weiß, wie belastend das für ein Kind sein kann. Ich bin selbst mit Pflege groß geworden, weil meine Mutter Multiple Sklerose hatte.

Mein Vater lebt seit sieben Jahren bei uns. Das Verhältnis zu ihm hat sich durch die Pflege verändert: Es gibt einen natürlichen Rollentausch, als pflegende Tochter übernehme ich immer mehr Verantwortung und Aufgaben, zum Beispiel bei der Körperpflege. Manche älteren Leute kommen mit der Situation nicht zurecht, dass die eigenen Kräfte schwinden. Mein Vater ist zum Glück ein sehr lustiger und lebensfroher Mensch. Klar gibt es mal Reibereien, aber das ist normal.

Das fällt mir schwer

Schwerfallen würde ich nicht sagen. Aber als meine Kinder noch sehr klein und in der Trotzphase waren, war es sehr anstrengend. In Pflegesituationen muss man oft umplanen, auch bei Kindern ergibt sich vieles spontan. Das ist eine Aufgabe, die man strategisch planen muss, aber auch operativ-praktisch. Jeder Tag ist eine Überraschung – und Flexibilität ist mein zweiter Vorname!

Das gibt mir Kraft

Wenn man in der Pflege ist, braucht man den Blick auf die Dinge, die gut laufen. Vorhin habe ich mir einen Espresso gemacht, das kann ich unheimlich genießen. Ich habe eine große Dankbarkeit und einen Blick fürs Positive. Als Familienmanagerin sorge ich gut für mich, denn je ausgeglichener ich bin, desto fröhlicher und ausgeglichener sind die anderen Familienmitglieder.

Mein Tipp für andere

Wenn es zu viel wird, fragt euch: Was ist im Moment dringend, was ist wichtig? Die anderen Dinge können erst mal hinten runterfallen. Gerade wer pflegt und Kinder hat, braucht die innere Haltung: Ich kann und will nicht perfekt sein.