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Es fängt ganz harmlos an. Ein leichtes Spannen. Ein kleiner Stich. Manchmal juckt es nur. Morgens dauert es, bis die merkwürdig steifen Finger in Schwung kommen. Das Marmeladenglas aufdrehen gelingt nur mit viel Mühe.

Ein schleichender Zerstörungsprozess macht sich so bemerkbar. Wenn es also öfter irgendwo in den Händen, aber auch im Knie oder in der Hüfte zwickt, sollten Ältere aufmerken und zum Arzt gehen – auch um ein entzündliches Rheuma auszuschließen. "Im Frühstadium einer Arthrose haben Sie es nämlich noch selbst in der Hand", verspricht Dr. Bernhard Lukas, privatärztlich tätig, "das Fortschreiten der Gelenkerkrankung zu verlangsamen und Gelenke schmerzfrei zu halten."

Arthrose: Bewegung ernährt das Handgelenk

Bewegung hilft, den Abbauprozess am Knorpel, dem Stoßdämpfer zwischen zwei Knochenenden, zumindest hinauszuzögern. Ein bewegtes Gelenk bleibt viel länger beweglich. Ob Hände, Knie oder Hüfte: Gezieltes Training fördert die Gelenkschmiere, die den Knorpel ernährt.

Arthrose gilt als die weltweit häufigste Gelenkerkrankung. Warum sie rund die Hälfte der Frauen ab 60, aber nur ein Drittel der männlichen Senioren trifft, ist bis heute nicht vollständig geklärt. Was die Forscher aber wissen: Eine große Rolle spielen Erb­anlagen und Hormone. Auch starkes Übergewicht sowie jahrelange Fehlhaltungen oder gelenkverschleißende Berufe und Sportarten befeuern den fortschreitenden Knorpelverlust.

Schmerzmittel und Physiotherapie

Das Röntgenbild lässt gerade am Beginn der Arthrose kaum auf die Erkrankung schließen. Zudem variiert die Stärke der Beschwerden von Patient zu Patient. Der eine fühlt sich kaum beeinträchtigt, der andere mit weitaus geringerem Gelenkschaden kommt nur schwer die Treppe hoch oder kann kaum die Schnürsenkel binden. Bei schmerzhafter  Arthrose wird der Arzt sowohl Schmerzmittel als auch physiotherapeutische Verfahren wie etwa Elektrostimulation empfehlen. Schonen aber macht es für keinen Patienten besser. Im Gegenteil: Solange es die Beschwerden zulassen, raten Experten zu so viel körperlicher Aktivität wie möglich.

Der Senioren Ratgeber hat deshalb ein Übungsprogramm für Hände, Knie und Hüfte entwickelt, denn "Locker bewegen ist die beste Verzögerungstaktik bei Arthrose", urteilt Lukas. Los geht’s mit Fingerübungen samt Tipps, wie man die Finger im Alltag entlastet. Zusammengestellt wurden Übungen von Ergo- und Handtherapeutin Christine Reff-Richter aus München.

Übungen gegen Hand-Arthrose

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Piano spielen in der Luft

Das geht auch morgens in der Dusche, am besten über Kopf.

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Zur kleinen und großen Faust

Folgen Sie den vier Stationen. Dann wieder von vorn.

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Handzeichen

Alle Finger nacheinander zum Daumen führen. Hält Gelenke beweglich.

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Fingerfächer öffnen und schließen

Finger strecken, spreizen und dann wieder zusammenführen.

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Bewegen Sie Ihre Fingergelenke in warmem Wasser

Dabei sanft einen Haushaltsschwamm kneten. Das entspannt und stärkt gleichermaßen die Muskeln.

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Baden Sie Ihre Hände in Linsen

Die Linsen können Sie im Backofen anwärmen. Falls für Sie Kälte – etwa bei Entzündungsschüben – besser ist, Linsen im Kühlschrank kühlen.

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Dehnen

Dehnen Sie das Sattelgelenk des Daumens, indem Sie den Daumen umschließen und sanft nach unten biegen.

Was Gelenke noch mögen

Entlasten

Hören Sie auf Ihren Körper. Wenn Sie merken, dass Sie schon seit Stunden die gleichen Handgriffe machen, sollten Sie die Hand nicht überlasten, sondern den Griff wechseln oder auch mal eine Pause einlegen. Wichtig ist, dass Sie Lasten immer auf mehrere oder größere Gelenke verteilen: Ein Rucksack trägt sich besser als die schwere Einkaufs­tüte in einer Hand.

Hilfsmittel benutzen

Mit Griffverstärkern, Antirutschfolien, elektrischen Dosenöffnern können Sie gelenkfreundlicher arbeiten. Benutzen Sie schon früh solche gelenkschonenden Hilfsmittel. Sie garantieren, dass Sie die Finger immer auch achsengerecht einsetzen und Gelenke nicht verkanten.

Ausgewogen essen

Das gelingt mit viel Gemüse und weniger entzündungsförderndem Fleisch. Omega-3-Fettsäuren in fettem Seefisch, aber auch in Rapsöl sind wertvolle Fette, die Sie bevorzugen sollten.

Schmerzen hemmen

Wenn Gelenkschmerzen Sie von der wichtigen Bewegungstherapie abhalten, können Sie kurzfristig auf Schmerzmittel zurückgreifen. Wählen Sie entzündungshemmende Präparate. Ihr Apotheker berät Sie. Hyaluronsäure, die etwa in Fingergelenke gespritzt werden soll, oder auch Nahrungsergänzungsmittel für den Knorpel werden in Untersuchungen unterschiedlich bewertet. Wissenschaftliche Wirknachweise, dass sie Arthrose vorbeugen oder die Funktion des Gelenks unterstützen, gibt es nicht. Weiteres Problem: Die kleinen, sehr engen Fingerend- und -mittelgelenkspalten eignen sich kaum für Spritzen. Für das Daumensattelgelenk empfehlen Experten dagegen spezielle Schienen, die das Gelenk entlasten. Solten die Schmerzen im Daumensattelgelenk allerdings sehr stark werden, kann eine Operation die Beschwerden deutlich reduzieren.