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"Hauptsache, ich esse viel Obst und Gemüse, dann funktioniert meine Abwehr schon."

Teils, teils: Frisches liefert reichlich Vitamine und Mineralstoffe. Bestimmte Vitamine (D, C und Folsäure, aber auch B12, B6 und A) und Mineralstoffe (wie Selen, Zink, Eisen und Kupfer) tragen zu einer normalen Funktion des ­­Immunsystems bei. Aber: Nicht alle davon kommen in Grünzeug vor. So findet sich zum Beispiel Vitamin B12 in Milch, Eiern, Fisch und Fleisch, Vitamin B6 in ­Vollkorn und Nüssen. Zink steckt in Fleisch, Käse und Nüssen. Wichtig darüber hinaus: Um Immunzellen aufzubauen, benötigt der Körper zum Beispiel Eiweiß. Käse, Joghurt, Eier, Fleisch und Hülsenfrüchte sind gute Quellen dafür. Fazit: Ausgewogenes Essen ist insgesamt wichtig.

"Fleißig heiße Zitrone trinken macht jedem Infekt schnell den Garaus."

Nicht ganz: Viele setzen auf Vitamin C in Zitronen. Tatsächlich enthalten 100 Gramm Saft etwa die Hälfte des Tagessolls. Allerdings geht ein Teil davon im heißen Wasser gleich kaputt. Zudem kann ein Mensch, der gut damit versorgt ist, durch mehr davon seiner Abwehr nicht zu noch mehr Power verhelfen. Positiv: Die Flüssigkeit hält die Schleimhäute feucht, und Erkältungsviren können nicht so leicht in tiefere Bereiche vordringen. Zudem tut die Wärme Hals und Rachen gut. Schwer Herz- oder Nierenkranke sollten die Trinkmenge mit dem Arzt besprechen.

"Mit der richtigen Ernährung kann man sich vor Covid-19 schützen."

Falsch! Kein noch so gesundes Essen kann eine Ansteckung sicher verhindern. Das Virus wird meist durch Tröpfchen oder Aerosol-­Teilchen übertragen. Tröpfchen entstehen beim Husten und Niesen, Aerosole bereits beim Atmen und schweben oft tagelang in der Luft. Fazit: Ohne Abstand, Hygiene und Alltagsmaske geht es nicht.

Nachgefragt bei Dr. Heike Pfäffle-Planck, Apothekerin in Kirchheim unter Teck:

Sollten Ältere ihr Immunsystem durch Vitamine und Mineralstoffe in Form von Kapseln unterstützen?

Die Basis für ein gut funktionierendes Immunsystem sollte immer eine ausgewogene Ernährung sein.

Die ist auch im Alter möglich ...

Man muss wissen: Senioren benötigen weniger Energie, aber gleich viele Vitamine und Mineralstoffe. Gezielt möglichst frische Lebensmittel auszuwählen wird im Alter noch wichtiger. Gesund essen wird also anspruchsvoller.

Welche speziellen Probleme bringt das Alter mit sich?

Nachlassenden Appetit zum Beispiel. Oder Medikamente, die die Aufnahme von Nährstoffen behindern oder deren Ausscheidung fördern.

Was raten Sie also?

Wer ganz sichergehen will, kann das Essen ergänzen, aber bitte Dosisempfehlung des Beipackzettels beachten.

Was ist noch wichtig?

Wenn der Körper im Winter mangels Sonne selbst nicht genug Vitamin D aufbaut, sollten vor allem Ältere es als Tablette einnehmen.

"Vitamin-D-Präparate können einer Infektion mit dem Coronavirus vorbeugen."

Falsch! "Es gibt kein Nahrungsergänzungsmittel, das einen Infekt mit dem Virus verhindern kann", stellt das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft klar. Allerdings weisen erste Studien darauf hin, dass Patienten mit wenig Vitamin D im Blut schwerer an Covid-19 erkranken. Unklar ist aber, ob das wirklich die Ursache dafür ist. Ebenso, ob und wie die Ergänzung von Vitamin D als Tablette den Covid-19-Verlauf beeinflusst. Einen Mangel aber dringend vermeiden!

"Wie viel Salz wir essen, besitzt einen Einfluss auf das Immunsystem."

Richtig! Eine aktuelle Studie an der Universität Bonn weist auf eine nachteilige Wirkung von Salz hin. Teilnehmer nahmen jeden Tag sechs Gramm Salz zusätzlich zu sich – das entspricht etwa zwei Burgern und zwei Portionen Pommes. Nach einer Woche wurde ihnen Blut entnommen, und ihre Immunzellen wurden untersucht. Diese wurden deutlich schlechter mit Bakterien fertig als vor der salzreichen Kost.

"Alkoholkonsum zerstört das Coronavirus."

Stimmt nicht! Durch Trinken von Alkohol können Sie dem Virus nichts anhaben. Im Gegenteil: Wahrscheinlich steigt so das Risiko für Komplikationen. Vermeiden Sie Alkohol als Anlass für das Rauchen und umgekehrt, denn Covid-19 verläuft bei Rauchern oft schwerer. Gut zu wissen: Desinfizierend wirkt Alkohol auf der Haut, in einer Konzentration von ­mindestens 60 Volumenprozent.

"Gesund zu essen ist das Einzige, was man selbst für die Abwehr tun kann."

Keinesfalls! Genauso wichtig: gut schlafen und sich viel bewegen. Nachts fährt die Abwehr ihre Aktivität herunter, um am nächsten Tag wieder voll da zu sein. Bewegung bringt das Immunsystem auf Trab. Aber die Dosis muss stimmen – jeden Tag 30 Minuten ruhig walken oder Rad fahren. Achtung: Ein zu intensives Training kann sogar infektanfälliger machen.

"Zum Schutz vor Infektionen sind gute Reserven wichtig – also lieber etwas mehr wiegen."

Teils, teils. Zu wenig zu wiegen ist gefährlich. Bei Untergewicht verliert auch die Abwehr ihre Schlagkraft. Aber stark Übergewichtige werden inzwischen als genauso gefährdet für einen schweren Covid-19-Verlauf ein­gestuft wie etwa Diabetiker, Menschen mit Herzproblemen oder stark vorgeschädigten Atemwegen. Schweres Übergewicht: Das Gewicht (kg), geteilt durch die Körpergröße zum Quadrat (m2) liegt bei 30 oder höher.

"Auch Ballaststoffe spielen für das Immunsystem eine Rolle."

Wahrscheinlich. Bestimmte Ballaststoffe verwertet der Körper zwar nicht selbst, aber die Bakterien, die natürlicherweise im Darm siedeln, tun es. Dafür liefern sie Futter für die Zellen der Darmwand und stärken diese gegen Eindringlinge. Die wirksamen Ballaststoffe stecken etwa in Äpfeln, ­Hafer, Topinambur oder Artischocken.

"Klar, Mangelernährung ist ungünstig fürs Immunsystem. Aber ob jemand unterernährt ist, sehe ich doch."

Leider nein! Vorsicht: Mangelernährung ist nicht gleich Untergewicht. Auch bei normalem oder Übergewicht können Nährstoffe fehlen – weil jemand zwar genug, aber zu einseitig isst. Auf einen gesunden Speiseplan gehören Gemüse, Obst, Milch- und Vollkornprodukte, Eier sowie Fleisch – bei Vegetariern ersatzweise Hülsenfrüchte.

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