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Ein plötzliches Stechen, eine komische Beule in der Leiste – das können Anzeichen für einen Leistenbruch sein. Auch wenn die Beule (noch) keine Beschwerden bereitet: Ärztlichen Rat sollte man auf jeden Fall suchen, denn von alleine wird sie nicht mehr verschwinden.

Einen Leistenbruch kann man sich vorstellen wie ein Loch in einem Stück Stoff: Mit der Zeit wird es oft größer. "Und mit dem größeren Loch steigt auch das Risiko für eine Einklemmung", sagt Dr. Bernd Stechemesser, Praxisleiter des Hernienzentrums Köln und Mitglied im Vorstand der deutschen Hernien Gesellschaft. "Daher sollte man nicht zu lange warten."

Wer mit dem Arztbesuch zögert, riskiert, dass Bauchfell, Bauchfett oder Darmanteile in der Muskellücke verklemmen. Das bereitet starke Schmerzen. Der Bruch verfärbt sich dabei manchmal rot oder bläulich. Auch der Stuhlgang kann ausbleiben. Bei solchen Symptomen sollte man schnellstens in die Notaufnahme.

Um einen solchen Notfall zu vermeiden, empfehlen Ärztinnen und Ärzte meistens eine Operation. Nur bei Männern, bei denen der Bruch keine Beschwerden verursacht und sich auch nicht vergrößert, kann man abwarten und die Stelle in der Leiste beobachten. Seltener trifft es Frauen, bei ihnen kann der Bruch aber komplizierter sein.

Kurze OP, volle Belastbarkeit

Einen Bruch flicken Chirurgen ähnlich wie das Loch im Stoff: In der Regel wird ein leichtes, feinmaschiges Kunststoffnetz über den Bruch gelegt und fixiert. Der Eingriff ist auch für ältere Menschen relativ risikoarm, sagen Experten. Vorerkrankungen wie Bluthochdruck oder Rheuma sprechen nicht dagegen. "Und die modernen Netze werden sehr gut vertragen", versichert Dr. Stechemesser.

Aber die allgemeine körperliche Verfassung, die Medikamente, welche man regelmäßig einnimmt, und auch Größe und Lage des Bruchs spielen eine Rolle bei der Wahl der passenden OP-Methode. Leistenbrüche lassen sich durch einen etwa sechs Zentimeter langen Schnitt in der Leiste oder per Schlüsselloch-Technik operieren. Beide Methoden verschließen die Muskellücke sicher. Sie dauern meist nur eine knappe Stunde, auch der Krankenhausaufenthalt danach ist in der Regel kurz.

Operierte sollten heftiges Pressen vermeiden. Beim Husten hilft es, eine Hand stützend auf die operierte Leiste zu legen. Nach wenigen Wochen kann man sich normal bewegen und Sport treiben – ganz ohne Beule.

Typisches Männerproblem

Die Hoden steigen während der Entwicklung durch den Leistenkanal ab. Bei Männern bleibt deshalb ein Leben lang eine Schwachstelle in den Muskelschichten bestehen. Jeder Vierte bekommt eine Leistenhernie, oft nach kräftigem Pressen oder schwerem Heben. Im Alter steigt das Risiko für einen Bruch weiter an, da das Bindegewebe schlaffer wird. Innere Organe können sich durch die Lücke in den Bruchsack wölben und bilden eine Beule.