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Einen Löffel für Mama, einen für Papa, einen für Oma ... Machen Sie Ihren Enkeln den ungeliebten Spinat so schmackhaft? Dann erinnert Ihre Tablettenbox Sie womöglich an den alten Trick. Jetzt also Pillen statt Spinat. Eine für den Blutdruck, eine für die Gerinnung, eine für die Entwässerung. Doch was genau welche Tablette im Körper bewirkt, wissen viele Patienten nicht.

"Etwa jeder dritte meiner Kunden fühlt sich verunsichert", bestätigt Carola Bley, Apothekerin in Dormagen, "und manche zögern, ein neu verordnetes Mittel zu nehmen." Gerade Blutdrucksenker, Gerinnungshemmer und alle Stoffe, die das Herz unterstützen sollen, erzielen den gewünschten Effekt aber nur bei regelmäßiger Einnahme.

"Lernen Sie Ihre Medikamente kennen", rät Carola Bley daher. "Ich helfe Ihnen gern dabei."Die Apothekerin erläutert ihren Kunden, wie die Präparate wirken und was bei Nebenwirkungen zu tun ist. So werden Pillen mit ihren oft unaussprechlichen Namen zu Helfern, die die Lebensqualität erhöhen.

Warum so viele Pillen?

Die Medikamente schätzen lernen. Dazu empfiehlt Dr. Martin Lange, Internist aus Aschaffenburg: "Lesen Sie ruhig die Beipackzettel!"Fragen, die dann kommen, sind für ihn eine gute Basis, um mit den Patienten über Wirkweisen, auch unerwünschte, zu sprechen.

Beispiel Betablocker gegen Bluthochdruck: Manche Frauen klagen über kalte Füße, manche Männer über Erektionsstörungen. Mit dem vermeintlichen Spaßverderber freundet man sich nicht so leicht an, weiß Lange. "Nebenwirkungen treten aber nicht bei jedem auf", so der Internist. Und wer sich mit einem Mittel nicht wohlfühlt, könne mit dem Arzt über mögliche Alternativen sprechen. "Die gibt es fast immer", sagt Lange.

Eine Frage, die Hausarzt Lange oft gestellt wird: Warum muss ich so viele Medikamente einnehmen? Steht es so schlimm um mich? Bei Herzschwäche verordnen Ärzte in der Regel ACE-Hemmer, Betablocker und Diuretika. Sie setzen im Körper an unterschiedlichen Stellen an und ergänzen sich in ihrer Wirkung. Dann braucht man jeweils nur eine geringe Dosis. Das macht sie verträglicher.

Niedrige Dosis, weniger Nebenwirkungen? Letztere lassen sich trotzdem nicht immer vermeiden. "Aber kleine Tipps helfen viel", sagt Apothekerin Bley. "Blutdrucksenker kann man in Rücksprache mit dem Arzt statt morgens abends einnehmen", rät Bley. So wirken sie genauso gut, die Nebenwirkung Müdigkeit stört aber weniger, belegt eine Studie.

Betablocker

So wirken sie: Sie schützen das Herz vor der Wirkung von Stresshormonen wie Adrenalin.

Das bedeutet für das Herz: Es schlägt langsamer, der Blutdruck sinkt.

Tipp: Bei Nebenwirkungen den Arzt nach Alternativen fragen.

ACE-Hemmer

So wirken sie: Sie weiten die Blutgefäße und wirken harntreibend.

Das bedeutet für das Herz: Der Blutdruck sinkt, das Herz wird entlastet.

Tipp: Wer sie etwa wegen Reizhusten nicht verträgt, kann ähnlich wirkende Medikamente bekommen.

ARNI

So wirken sie: Sie weiten die Blutgefäße und verhindern den Abbau von Hormonen, die das Herz schützen und den Körper entwässern.

Das bedeutet für das Herz: Es wird entlastet und besser mit Blut versorgt.

Tipp: In bestimmten Fällen können sie statt ACE-Hemmer verordnet werden.

Blutgerinnungshemmer

So wirken sie: Sie verhindern, dass sich Blutgerinnsel bilden.

Das bedeutet für Herz und Gefäße: Das Risiko für Thrombose, Herzinfarkt oder Schlaganfall sinkt.

Tipp: Bei Spritzen in den Muskel (Impfungen) und vor einer OP angeben, dass man sie nimmt. Gerinnungspass immer mitnehmen.

Diuretika

So wirken sie: Sie fördern die Harnausscheidung.

Das bedeutet für das Herz: Es wird entlastet, weil es weniger pumpen muss. Der Blutdruck sinkt.

Tipp: Morgens einnehmen, damit man nachts nicht zur Toilette muss (mit dem Arzt besprechen).

Statine

So wirken sie: Sie senken den Cholesterinspiegel im Blut und hemmen Entzündungen in Gefäßen.

Das bedeutet für das Herz: Sie beugen Herzinfarkt oder Schlaganfall vor.

Tipp: Bei Muskelbeschwerden mit dem Arzt sprechen.

SGLT-2-Hemmer

So wirken sie: Sie haben unter anderem einen entwässernden Effekt.

Das bedeutet für das Herz: Es wird entlastet und geschützt. Blutvolumen und Blutdruck sinken.

Tipp: Wer Diabetes hat, profitiert besonders, weil der Wirkstoff zusätzlich den Blutzucker senkt.

Und noch eine Eigenschaft vieler Herzmedikamente steht ihrer Akzeptanz oft im Weg: Sie lindern meist keine akuten Beschwerden, sondern verhindern Schäden in der Zukunft wie Herzinfarkt oder Schlaganfall.

Cholesterinsenker zum Beispiel sind nicht bei allen beliebt. "Erst wenn ein Patient wirklich verstanden hat, dass die Mittel langfristig wirken, nimmt er sie auch regelmäßig ein", sagt Internist Dr. Lange. Und wenn Nebenwirkungen auftreten, etwa Muskelschmerzen, kann der Wechsel auf ein anderes Statinpräparat hilfreich sein.

Ein Plan für den Überblick

Beim Tabletten-besser-Kennenlernen ist auch der Medikationsplan eine große Hilfe. Einen Anspruch darauf hat jeder, der drei oder mehr Dauermedikamente verordnet bekommt.

Ausgestellt wird er häufig vom Hausarzt. Ein Abgleich in der Stammapotheke ist aber sehr zu empfehlen. Der Plan listet in Form einer Tabelle jeden Wirkstoff, den Einnahmezeitraum und die Dosierung auf. "Wenn Kunden Rezepte einreichen, schaue ich mir gleich den Medikationsplan an", sagt Apothekerin Bley.

Sie prüft, ob die Dosierungen stimmig sind und ob eine Wechselwirkung droht. Auf den Plan gehören sämtliche Arzneien, auch Vitaminpräparate oder Nahrungsergänzungsmittel. Manchmal notiert Bley Hinweise wie "wirkt harntreibend" bei einem Diuretikum. "Dann kann man sich darauf einstellen und etwa erst nach dem Toilettengang zum Spaziergang aufbrechen."

Dosierkassetten sind ebenfalls nützlich, um sich mit den verordneten Wirkstoffen vertraut zu machen. Vor allem wenn man sie regelmäßig selbst befüllt. Es gibt unterschiedliche Systeme. "Ich empfehle solche mit getrennten Fächern für die einzelnen Wochentage", sagt Carola Bley. Die Wochentage und Einnahmezeiten morgens, mittags, abends sollten gut lesbar sein. Und die Fächer so groß, dass alle Tabletten reinpassen.

Alltagstipps für den Umgang mit Arzneien und umfassende Aufklärung über die Wirkweise – beides trägt dazu bei, die medikamentöse Behandlung Ihrer Herzprobleme besser zu verstehen und überzeugter zu sagen: Ich weiß, warum ich dieses Präparat nehme und dass es mir hilft.