Heben Sie noch?
Wer kranke Menschen zu Hause pflegt, mutet seinem Körper viel zu. Wie man die eigenen Kräfte schont und damit auch dem pflegebedürftigen Angehörigen hilft

Hau ruck! Das klingt nach Kraftakt und Tempo, gewiss nicht nach Schonkur. Doch leider gehen viele pflegende Angehörige nach der Hauruck-Methode vor, wenn sie gebrechliche Familienmitglieder versorgen. "Man hievt und zerrt, nicht anders, als man es bei einem Sack Kartoffeln tun würde", beobachtet Yvonne Knobloch, Expertin für häusliche Pflege beim Sozialverband VdK Bayern.
Das hält keiner lange durch, vor allem nicht, wenn man selbst schon zur Generation 50 plus zählt. Rückenprobleme und Gelenkschmerzen sind die häufigsten körperlichen Beschwerden bei pflegenden Angehörigen, weiß Knobloch.
Dass es auch anders geht, kann man sich bei den Profis abgucken. "Führen und schieben statt heben und tragen", nennt Anja Hirsch vom Klinikum München-Harlaching das Motto. Mehrmals im Jahr schult die Krankenschwester und Praxisanleiterin mit ihren Kollegen pflegende Angehörige, die sich daheim um Patienten mit körperlichen Handicaps kümmern – zum Beispiel mit Parkinson oder nach einem Schlaganfall.
Exklusiv für den Senioren Ratgeber hat Anja Hirsch rückenfreundliche Lösungen für drei typische Pflegesituationen erstellt.
Hilfe, wenn der Kranke im Bett nach unten gerutscht ist
Ihr Angehöriger fasst mit der linken Hand das Kopfende und winkelt das linke Bein an. Sie stabilisieren sein angewinkeltes Knie über den Fersen. Schieben Sie eine Hand unter den Gesäßknochen des Patienten. So gleitet er besser nach oben. Den Vorgang auf der anderen Körperseite des Kranken wiederholen.

Auf die Füße kommen


Der Kranke winkelt das linke Bein an, legt den linken Arm auf der Brust ab. Sie drehen ihn nach rechts.

In Seitenposition stützt sich Ihr Angehöriger mit der linken Hand ab, sodass er stabil liegt.

Sie winkeln die Beine Ihres Angehörigen an, indem Sie diese an den Fersen Richtung Oberkörper schieben.

Jetzt führen Sie erst das rechte, dann das linke Bein Ihres Angehörigen über die Bettkante.

Mit Ihrer Linken fassen Sie an die rechte Schulter, mit der Rechten an den linken Beckenknochen des Kranken. Dieser drückt sich mit der linken Hand vom Bett ab.

Nun drehen Sie den Kranken in die aufrechte Sitzposition. Dabei gehen Sie seitwärts um ihn herum.

Sie sitzen nebeneinander, Beine in Schrittposition. Mit der linken Hand greifen Sie links an das Becken Ihres Angehörigen. Er fasst mit seiner Rechten an Ihre Schulter.

Beide beugen den Oberkörper nach vorn. Sie schieben den Kranken mit dem Becken Stück für Stück zur Seite und auf den Stuhl.

Sie und der Kranke fassen sich mit beiden Armen oberhalb der Ellenbogen. In Schrittposition den Kranken durch Gewichtsverlagerung nach vorn ziehen. Das klappt auch direkt von der Bettkante (Schritt 6).

Am Ziel! Ihr Angehöriger steht auf eigenen Füßen.
Vom Boden ins Bett


Drehen Sie den Kranken auf die rechte Seite. Er stützt sich mit seinem linken Arm ab.

Fassen Sie Ihren Angehörigen mit der linken Hand an der rechten Schulter, mit der rechten Hand am linken Becken. Gemeinsam drehen Sie sich nun nach oben.

Sobald der Kranke stabil auf dem Boden sitzt, legt er den linken Arm auf den rechten Oberschenkel.

Nun dreht sich Ihr Angehöriger in den Vierfüßlerstand. Sie schieben sein Becken nach oben.

Stabilisieren Sie den Kranken kurz in dieser Haltung, damit er sicher steht.

Stellen Sie einen Stuhl bereit, möglichst neben das Bett. Der Kranke stützt sich mit beiden Unterarmen auf die Sitzfläche.

Ihr Angehöriger stellt nun erst das eine, dann das andere Bein auf. Sie führen ihn mit beiden Händen am Becken.

Ihr Angehöriger streckt langsam die Beine und hebt so das Gesäß an. Sie führen ihn weiter am Becken.

Der Kranke stützt sich mit den Händen ab. Sie drehen ihn am Becken in Richtung Bettkante. Achten Sie darauf, dass er sicher sitzt. Geschafft!