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Am Herd zu stehen strengt sie zunehmend an, mit ihren 82 Jahren ist sie nicht mehr die Jüngste. Aber mittags warm zu kochen gehört für Pia Huber dazu. Sie tut es für sich und ihren 90-jährigen Mann. "Wir können uns nicht mehr so austauschen, weil Karl jetzt so vergesslich ist. Aber wenn ich koche, was er gern isst, fühle ich mich ihm ganz nah", erzählt sie.

Viele Ältere teilen diese Erfahrung. Den Kranken gut zu versorgen ist ihr größter Wunsch. Auch wenn Essen etwa durch eine Halbseitenlähmung nach Schlaganfall zum Kraftakt wird: Was Menschen noch selbst können, sollten sie auch selbst tun. Hilfsmittel unterstützen dabei. Und mit Kräutern den fehlenden Appetit anzuregen oder der Verdauung mit Leinsamen nachzuhelfen trägt viel zu mehr Wohlbefinden bei. Deutet häufiges Räuspern eine Schluckstörung an? Ist der Demenzkranke am Tisch überfordert? Beobachten Sie das gut, meist lässt sich das Essen anpassen.

Tipps bei Appetitmangel

  • Frische Luft macht auf natürliche Art Appetit.
  • Ein schön gedeckter Tisch bringt Freude.
  • Gemüse und Obst zaubern Farbe auf den Teller. Schonend: kurz in wenig Wasser garen.
  • Reichlich Kräuter und Gewürze sprechen auch müde Geschmacks- und Geruchsnerven an.
  • Wer fünf- statt dreimal am Tag isst, kommt auch mit kleinen Portionen auf die Tageskalorien.
  • Wenigesser: Spricht gesundheitlich nichts dagegen, mit Butter, Sahne oder extra Öl kochen.
  • Ein Mix aus Obst, Schmelzflocken, Pflanzenölen ergibt püriert eine gehaltvolle Trinkmahlzeit.
  • Auf Esswünsche eingehen!
  • Trinknahrung aus der Apotheke gleicht Nährstoffdefizite schnell aus. Vorab den Arzt fragen!

Tipps bei Schluckproblemen

  • Eine Logopädin mit Schwerpunkt Schluckstörungen kann dazu beraten, welches Essen im Einzelfall geeignet ist und der Betroffene gut und sicher schlucken kann. Auch möglich: ein Schlucktraining. Hausarzt um eine Verordnung bitten!
  • Weichstückiges und Breiiges ist leichter zu schlucken als Flüssiges, Feuchtes leichter als Trockenes. Gemischte Konsistenzen, Faseriges oder Kleinteiliges bereiten eher Probleme. 
  • Flüssigkeiten andicken, statt Nudelsuppe lieber pürierte Gemüsesuppe, statt Fleisch besser Fisch (ohne Gräten), statt Reis lieber Kartoffeln und auf Kräuter als Deko verzichten.
  • Aufrechte Haltung: Das beugt Verschlucken vor. Am besten am Tisch sitzen oder das Kopfteil des Bettes in die Senkrechte bringen. Der Kopf sollte mittig und gerade sein, das Kinn Richtung Brustbein zeigen, der Nacken lang, der Hals kurz sein. Bei Halbseitenlähmung den Kopf leicht zur gesunden Seite neigen.
  • Wenn Sie das Essen reichen, dann teelöffelweise. Lassen Sie jeweils nachschlucken. Den nächsten Bissen erst anbieten, wenn der Mund leer ist. Kein Gespräch beim Essen. Fragen erst stellen, wenn der Patient geschluckt hat.

Tipps bei Verstopfung

  • Immer wieder zu trinken anbieten: Der Körper meldet im Alter nicht mehr zuverlässig Durst. Wer viel zu wenig trinkt, riskiert eine Verstopfung.
  • Ballaststoffreich essen: Vollkorn vorziehen. Roggen- ist ballaststoffreicher als Weizenbrot.
  • Gut verträglich sind Leinsamen- oder Flohsamen-­schalen, etwa in Joghurt. Besprechen Sie die Auswahl mit Arzt oder Apotheker. Genug dazu trinken!
  • Achtung: Bei hartnäckiger Verstopfung können Abführmittel helfen. Vorher sollte aber ein Arzt die Ursache abklären. Bei chronischer Darmträgheit eignen sich Darmregulanzien wie Lactulose, Lactitol oder Macrogol.

Tipps bei Demenz

  • Regelmäßig zu trinken reichen. Ein starker Flüssigkeitsmangel kann die Demenz verschärfen!
  • Lieblingsgerichte kochen: Vertrautes gibt dem Demenzkranken Sicherheit
  • Für Klarheit am Tisch sorgen: Servietten mit Obstmuster, Blumen werden leicht mit Essen verwechselt. Bei fortgeschrittener Demenz Schnitzel und Kartoffelsalat nacheinander servieren. 
  • Mitmachen lassen: Essensduft, Geschirrklappern geben Orientierung. Gerne den Tisch zusammen decken!
  • Ruhige Atmosphäre schaffen: Eine gute Stimmung und Ruhe beim Essen helfen, bei einer Sache zu bleiben.
  • Zusammen essen: Wenn jemand nicht mehr weiß, was am gedeckten Tisch zu tun ist, setzen Sie sich gegenüber und lassen Sie ihn abschauen. Belehrende Worte würden dem Kranken nur seine Defizite aufzeigen.
  • Auf Extrawünsche eingehen: Käsebrot mit Marmelade? Warum nicht? Oft mundet auch der früher verschmähte Grießbrei, denn Vorlieben ändern sich. 
  • Nicht zu viel Etikette: Wenn Messer und Gabel fremd geworden sind, ist mit Fingern essen erlaubt. 
  • Häppchenteller aufstellen: Sehr ruhelose Menschen, die viel herumlaufen, essen dann im Vorbeigehen.

Ziemlich praktisch

Alltagshelfer machen es einem oft leichter, selbstständig zu essen. Es gibt sie über Apotheken, im Sanitätshaus oder Küchenfachgeschäft.

  • Spezialmesser unterstützt durch den ergonomischen, gewinkelten Griff eine natürlichere Arm- und Handhaltung beim Brotschneiden. Das entlastet etwa bei Rheuma das schmerzende Handgelenk. Hilfreich auch, wenn Kraft fehlt.
  • Besteck mit verstärktem Griff ist mit schmerzenden, kraftlosen Händen leichter zu greifen. Auch ergonomisch geformt erhältlich. Wenn langes Halten anstrengt, alternativ eine Besteckschlaufe benutzen!
  • Teller mit hohem Rand für einhändiges Essen: Das Essen wird gegen den Rand geschoben. Ein Saugnapf zur Befestigung sowie ein schräger Innenboden sind zusätzliche Erleichterungen. Sinnvoll auch bei Zittern.
  • Frühstücksbrett für Einhänder: Erhöhte Kanten halten das Brot fest. Noppen auf der Unterseite verhindern das Wegrutschen. Die abgewinkelte Kante fixiert das Brettchen am Tisch.
  • Becher mit Nasenaussparung erlaubt, zu trinken, ohne den Kopf zurückzunehmen (gegen Verschlucken). Andere Becher sind auslaufsicher (bei unsicherem Griff), schwer (hilfreich bei Zittern) oder sie leuchten nachts.
  • Schneidehilfe: In der Halterung fixiert lassen sich Eier, Tomaten oder Kiwi auch schneiden, wenn feinmotorische Bewegungen schwerfallen, etwa bei Parkinson.