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1. Angenehme Atmosphäre schaffen

Wichtig ist, dass sich der hilfebedürftige Mensch bei den Mahlzeiten in seiner Umgebung wohl fühlt. Um das herauszufinden, fragen Sie sich selbst, ob Sie dort auch gerne essen würden.

Sie schaffen schon eine angenehme Atmosphäre, wenn Sie während der Mahlzeit Hektik vermeiden. Ein Nachtstuhl sollte in der Zeit natürlich nicht im Zimmer stehen. Und bevor es losgeht: Fragen Sie Ihr Gegenüber, wie es ihm geht! Plagen Schmerzen? Drückt die Blase? Ist die Zahnprothese im Mund? Die Brille auf, das Hörgerät drin? 

2. Zum Essen aufstehen

Das Frühstück oder Mittagessen ist eine gute Gelegenheit, aus dem Bett aufzustehen. Ermutigen Sie den anderen dazu, falls das noch möglich ist. Wichtig ist, dass der zu Pflegende beim Essen aufrecht sitzt – mit geradem Rücken und den Füßen fest auf dem Boden. Sorgen Sie dafür, dass ein bettlägeriger Mensch nicht in eine Schräglage gerät: Stellen Sie das Kopfende hoch, der Kranke sollte so sitzen, dass sein Gewicht auf dem Becken liegt.

3. Richtig trinken

Der Schnabel-Becher mit seiner extra Trinköffnung ist bei pflegenden Angehörigen sehr beliebt. Doch so praktisch ist das Gefäß nicht, ein älterer Mensch kommt damit oft schlecht zurecht. Denn er muss den Kaffee aus dem Becher saugen, und dazu braucht er viel Kraft. Außerdem: Der Trinkende kann die Temperatur der Flüssigkeit schlecht kontrollieren. Und er muss seinen Kopf stark in den Nacken legen. Dabei kann er sich schnell verschlucken.

Reichen Sie also Ihrem Gegenüber eine Tasse mit einem griffigen Henkel. Machen Sie diese nicht zu voll, falls jemand stark zittert. Bieten Sie das Getränk nicht zum Nachspülen der Speisen an. Ein kleiner Tipp, um die Temperatur des Getränks zu testen: Das Gefäß kurz an den Unterarm halten.

4. Gut den Tisch decken

Ihr Angehöriger sollte das Gefühl haben, von seinem eigenen Teller zu speisen, stellen Sie ihn also vor ihn hin. Achten Sie darauf, dass niedriges Geschirr vorne steht, sperrige Utensilien wie etwa ein Glas hinten. Wer nicht mehr so fingerfertig ist, braucht spezielles Besteck: Mit verdickten Griffen liegt es besser in der Hand. Hilfreich sind auch Teller mit einer rutschfesten Gummiunterlage. Bei Schluckstörungen kann ein Spezialbecher mit einer Aussparung für die Nase helfen. Sie erhalten das Geschirr und Besteck im Fachhandel. Und: Sprechen Sie mit Ihrem Angehörigen über das Essen; erzählen Sie ihm, was es heute gibt; lassen Sie ihn riechen.

5. Auf Augenhöhe behandeln

Setzen Sie sich Ihrem Angehörigen auf Augenhöhe gegenüber, sonst fühlt er sich von oben herab behandelt. Die Speisen sollte er sehen können. Bieten Sie ihm dann das Essen von vorn an, und führen Sie Löffel oder Gabel von unten zum Mund. Das Tempo bestimmt dabei der Kranke. Warten Sie ab, bis er seinen Bissen heruntergeschluckt hat, bevor Sie den nächsten anbieten.

Zerkleinern Sie Schnitzel oder Kartoffeln nur, wenn das unbedingt notwendig ist. Bieten Sie Ihrem Tischnachbarn eine Serviette an, auf keinen Fall einen Latz umbinden. Mit dem Tuch können Sie Speisereste vom Mund abwischen, tun Sie das nicht wie bei einem Kleinkind mit einem Löffel. Achten Sie darauf, dass sich keine Speisereste mehr im Mundraum befinden.

6. Die Hand beim Essen führen

Nehmen Sie Ihrem Angehörigen oder Partner nicht alles aus der Hand. Falls noch möglich, machen Sie es lieber umgekehrt: Legen Sie das Messer behutsam in seine Hand, führen Sie sie gemeinsam zum Margarinetopf und schmieren Sie dann die Scheibe Brot. Solche Handreichungen sind vor allem nach einem Schlaganfall sehr sinnvoll. Je nach Schweregrad der neurologischen Krankheit verarbeitet das Gehirn die Reize, auf Dauer erlernt der Kranke bestimmte Handgriffe vielleicht wieder.

7. Fingerfood bei Demenz auftischen

Lassen Sie dem demenzkranken Menschen seine Würde. Pochen Sie nicht auf gute Tischmanieren, weil sie der Kranke oft nicht mehr verstehen kann. Im Laufe seiner Demenz verlernt er häufig auch, mit Messer und Gabel zu essen. Tischen Sie ihm dann Fingerfood auf. Schnitzel, mundgerecht serviert, macht Appetit auf mehr. Das ist besonders von Vorteil, wenn der Umsorgte wegen seines Bewegungsdrangs zu dünn und mangelernährt ist. Aber auch Ihre Gesellschaft regt den Hunger an, an vertraute Abläufen kann sich ein Alzheimer-Patient oft noch gut erinnern.

8. Ruhe bewahren bei Schluckstörungen

Wenn Sie wissen, dass sich Ihr Angehöriger leicht verschluckt, kann eine Beratung durch einen Logopäden (Sprachtherapeuten) sinnvoll sein. Bieten Sie dem Kranken nur Speisen an, die er leicht schlucken an, zum Beispiel pürierte Kost oder Pudding. Sie können manche Speisen und Getränke auch leicht andicken, im Fachhandel erhalten Sie dazu spezielles Pulver. Reichen Sie das Essen in kleinen Portionen. Verrühren Sie Pillen mit Joghurt bzw. Apfelmus, dann sind sie leichter zu schlucken. Aber sprechen Sie vorher mit dem Apotheker ab, ob das bei dem betreffenden Wirkstoff auch ratsam ist und nicht zu unerwünschten Wechselwirkungen führt.

Bewahren Sie Ruhe, wenn doch ein Stück Brot in die Luftröhre des Kranken gelangt. Oberkörper nach vorne beugen, mit der Hand zwischen die Schulterblätter klopfen. Kommt es zu Atemnot oder Erstickungsanfällen, rufen Sie sofort den Notarzt mit der 112. 

Fachliche Beratung:
Andrea Daubenberger, Logopädin und Entspannungstherapeutin am Klinikum Esslingen