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Sex und Leidenschaft ist keine Frage des Alters. Eine deutsche Studie zeigte vor ein paar Jahren sogar, dass 56- bis 65-Jährige sexuell aktiver sind als 18- bis 25-Jährige. Ein Grund dürfte sein, dass ältere Menschen häufiger als junge in einer festen Partnerschaft leben. Und dennoch verändert sich die Sexualität in den Wechseljahren.

Keine Lust mehr? Sex bleibt ein Thema

Die Statistik zeigt, dass körperliche Liebe wichtig bleibt im Alter. Auch bei den über 75-Jährigen sagten das 58 Prozent der Männer und 61 Prozent der Frauen. Dabei gilt: Menschen, die in ihrer Jugend sexuell interessiert und aktiv waren, bleiben dies auch im Alter.

Sex bleibt also auch in langen Beziehungen ein Thema – vorausgesetzt, die Partner stehen im Austausch miteinander. Denn sich sagen können, was einem gut tut aber auch, wo es Schwierigkeiten beim Sex gibt, ist wichtig. Nur so kann sich Sexualität auch in und nach den Wechseljahren langfristig weiterentwickeln. Was viele Paare trotzdem nicht wissen: Bei Frauen kann der Sex nach und auch schon in der Zeit vor der Menopause Schmerzen verursachen.

Wird es nach den Wechseljahren wieder besser?

Die Wechseljahre erleben Frauen sehr unterschiedlich. Hitzewallungen, schlechter Schlaf, Gewichtszunahme, Stimmungsschwankungen und Lustlosigkeit im Bett – wenn der weibliche Körper die Östrogenproduktion langsam drosselt, bekommen manche Frauen über Jahre hinweg das volle Programm zu spüren – andere bemerken, bis auf das Ausbleiben der Regelblutung, nur wenig davon.

„Frauen, die unter starken klimakterischen Beschwerden leiden, kann mit einer Hormontherapie in vielen Fällen geholfen werden“, sagt Dr. Anneliese Schwenkhagen, Gynäkologin und Hormonspezialistin aus Hamburg. Als Alternative zur Hormontherapie können eventuell auch pflanzliche Medikamente eingesetzt werden oder bestimmte Psychopharmaka. "Jedoch wirkt nichts effektiver, als eine gut austarierte Hormontherapie", so die Expertin.

In jedem Fall ist eine ausführliche Beratung durch den Arzt zu möglichen Vor- und Nachteilen einer Therapie ratsam. An sich sind die Wechseljahre keine Krankheit. Nicht immer ist eine Behandlung sinnvoll. Oft bessern sich Wechseljahrsbeschwerden auch von selbst.

Hilfe bei Scheidentrockenheit

Mit dem Abfall des Östrogenspiegels stellt sich bei vielen Frauen auch eine genitale Trockenheit ein. Der Östrogenmangel bewirkt, dass die Genitalschleimhaut nicht mehr ausreichend befeuchtet wird. Außerdem wird sie dünner und damit auch empfindlicher.

Auch das Scheidenmilieu verändert sich durch die Hormonumstellung. Sex wird für Frauen plötzlich schmerzhaft, das Risiko für Blaseninfektionen steigt, die Lust im Bett schwindet. „Frauen müssen nicht unter genitaler Trockenheit leiden", sagt Gynäkologin Schwenkhagen. „Die Lösung kann eine Langzeittherapie mit lokal wirkenden Östrogenen sein.“ Mit hormonhaltigen Cremes, Zäpfchen, Tabletten oder einem hormonhaltigen Ring, der in die Vagina eingeführt wird und dort mehrer Monate bleibt, können Frauen dieses häufige Problem in den Griff bekommen und an Sexualität auch in und nach den Wechseljahren wieder Vergnügen haben.

Was tun bei sexueller Unlust in und nach den Wechseljahren?

Wenn Lustlosigkeit im Schlafzimmer vorherrscht, können unterschiedliche Ursachen dafür verantwortlich sein. „Manche Frauen fühlen sich im Alter unattraktiv. Sie leiden unter ihren Figurproblemen und entwickeln Hemmungen dem Partner gegenüber. Es kann aber auch sein, dass Frauen nach dem Klimakterium eine andere Stimulation von ihrem Partner benötigen, um Lust zu spüren“, erklärt Gynäkologin Schwenkhagen. Auch depressive Verstimmungen oder eine körperliche Erkrankung des Partners können sexuelle Probleme und Lustlosigkeit nach sich ziehen.

Ist Impotenz ein Thema in der Beziehung, belastet dies nicht nur den Mann, sondern wird in den meisten Fällen auch für die Frau zur Belastung. Denn Impotenz zieht oft eine Abwärtsspirale nach sich: Männer, die im Bett Angst vor dem Versagen haben, empfinden keine Lust und keine Erregung mehr und versagen dann erst recht.

Über Sex sprechen

„Gute Kommunikation in der Partnerschaft ist immer hilfreich – gerade wenn es um Sex geht“, sagt die Medizinerin. Reden über Sex fällt jedoch vielen Paaren schwer – man sollte es deshalb üben. „Am besten in Zeiten, in denen noch keine großen Probleme auftreten, damit man auch darüber sprechen kann, wenn es schwierig wird“, rät Schwenkhagen.

In ihrer Praxis macht die Gynäkologin oft die Erfahrung, dass ein offenes Gespräch Paare schnell weiterbringt. „Wenn man im Alter eine gute Sexualität leben will“, so die erfahrene Ärztin, „ist reden über Sex unglaublich hilfreich.“

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