Veränderte Urinmenge: Was das bedeuten kann
Oligurie: Zu wenig Harn
Kennzeichen einer Oligurie sind einmal die geringen Mengen Urin (100–500 ml), die innerhalb eines Tages ausgeschieden werden. Dazu kommt eine gelbe bis dunkelgelbe Verfärbung des Urins.
In den meisten Fällen liegt einer Oligurie ein Flüssigkeitsmangel zugrunde, zum Beispiel weil generell zu wenig getrunken wird, was oft bei alten Menschen der Fall ist, oder weil man stark schwitzt (Anstrengung, Fieber), ohne den Flüssigkeitsverlust auszugleichen. Aber auch eine Nierenerkrankung kann dazu führen, dass weniger Urin als normal ausgeschieden wird.
Auch bei Säuglingen kann eine Oligurie auftreten, wenn sie Probleme haben, Flüssigkeit aufzunehmen, sei es wegen eines zu schwachen Saugreflexes, wegen Fehlbildungen im Mundbereich (zum Beispiel Gesichtsspalte) oder aufgrund einer Krankheit.
Anurie: Harnverhalten
Hier fehlt die Urinausscheidung entweder ganz oder ist äußerst gering (weniger als 100 ml/24h). Der Urin ist dunkel verfärbt und konzentriert.
Die Ursachen für eine Anurie sind vielfältig. So kann sie einmal auftreten, wenn das Flüssigkeitsangebot im Körper gestört ist. Das kann beispielsweise eintreten bei einem Schock, bei anhaltendem Erbrechen oder Durchfall, Elektrolytstörungen sowie infolge diverser Nierenerkrankungen (zum Beispiel Nierenentzündung). Auch ein akutes, lebensbedrohliches Nierenversagen ist meistens durch eine Anurie gekennzeichnet.
Zum zweiten kann eine beeinträchtige Filterfunktion der Nieren die Anurie verursachen: Entzündung der Nierenkörperchen (Glomerulonephritis) oder chronische Nierenschwäche sind hier beispielhaft zu nennen. Eine dritte Ursache liegt in Abflussstörungen der ableitenden Harnwege, beispielsweise durch eine verengte Harnröhre, Blasensteine oder eine Prostatavergrößerung (Prostatahyperplasie). Letztlich kann auch der Missbrauch (Überdosierung) von harntreibenden Mitteln und Abführmitteln zu einer Anurie führen.
Polyurie: Zu viel Urin
Eine übermäßige Urinproduktion (mehr als 2,5 Liter/24h) ist meist auf eine hohe Trinkmenge zurückzuführen. Dass der Körper die überschüssige Flüssigkeit – in Form sehr hellen Urins – wieder loswerden will, ist eine ganz normale Reaktion. Allerdings liegt dem erhöhten Durstgefühl vielfach eine Krankheit zugrunde: Diabetes mellitus, Diabetes insipidus, Nierenerkrankungen und die Überfunktion der Nebenschilddrüse sind hier zu nennen.
Auch Medikamente können zu einer Polyurie führen, beispielsweise harntreibende Mittel (Diuretika) oder Lithium. Erhöhte Blutkalziumspiegel (Hyperkalzämie) und niedrige Kaliumspiegel (Hypokaliämie) können ebenfalls eine gesteigerte Urinausscheidung bewirken.
Behandelt wird eine veränderte Urinmenge, indem zum Beispiel einfach die Trinkmenge angepasst wird. Ein gesunder Erwachsener sollte täglich 1,5 bis 2 Liter Flüssigkeit trinken, am besten Wasser. Liegt eine Grunderkrankung vor, gilt es, diese zu behandeln.
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.