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Der Frühjahrsputz steht an – und kleine Kinder haben oft Spaß daran zu helfen. Aber welche Aufgabe kann man den Kleinen schon übertragen? Und wie lassen sich ältere Kinder motivieren, ebenfalls im Haushalt zu helfen? Expertinnen geben Hinweise und Tipps.

Sobald ein Kind einen Löffel halten kann, spätestens wenn es läuft, lassen sich die Kleinen einspannen: „Kinder interessieren sich dabei für die Prozesse – und nicht für das Ergebnis“, sagt Kinderpsychologin Claudia Schwarzlmüller aus Hamburg. „Deshalb wollen sie permanent etwas tun, um ihre Fähigkeiten zu erweitern.“ Ihre Fähigkeiten sollten wir dabei nicht unterschätzen: Schon die Kleinen können eine ganze Menge. Man müsse die Aufgaben nur in ihre Details zerlegen und sie einzeln beibringen.

  • Mit einem Jahr können Kinder zum Beispiel beim Anziehen mithelfen oder eine Banane mit dem Buttermesser zerteilen.
  • Zweijährige können Wäsche in die Maschine stecken, nasse Kleidung zum Aufhängen reichen, die Knöpfe an der Spülmaschine drücken.
  • Dreijährige können Obst in Schüsseln verteilen, saugen und hantieren gerne mit Sprühflaschen.
  • Vier- bis Fünfjährige schaffen es, Wäsche zu falten oder Besteck aus der Spülmaschine auszuräumen.

„Je früher Kinder helfen dürfen, desto wahrscheinlicher helfen sie auch später“, sagt Nicola Schmidt, Elternberaterin und Bestsellerautorin aus Alfter bei Bonn. „Gleichzeitig sind sie im Leben später nachweislich erfolgreicher und zufriedener, weil sie sich besser in einer Gruppe zurechtfinden und Belohnungen aufschieben können.“

Auch Kinderpsychologin Claudia Schwarzlmüller sagt: „Etwas Sinnvolles zu lernen, es dann zu können, und alle sind davon begeistert – das ist für kleine Kinder der Selbstvertrauens-Booster schlechthin.“ Zudem sei für die Entwicklung von Fähigkeiten nichts so sinnvoll wie im Haushalt zu helfen: Besteck sortieren fördert das Kategorisieren von Dingen, Krümel aufheben die Feinmotorik, Tisch decken das Zählen.

Wir sollten Kindern also viel öfter freie Hand lassen. Auch wenn es schneller ginge, etwas danebengehen könnte oder das Ergebnis nicht perfekt ist. Zu ungeduldig dafür? Dann kann man ihnen zum Beispiel den letzten Schritt überlassen: mit einem trockenen Tuch nachwischen oder die Servietten auf die Teller legen. „So haben sie das Gefühl, etwas selbst abgeschlossen zu haben, sind weniger frustriert und seltener wütend. Denn sich gar nicht einbringen zu können, geht gegen ihren starken Entwicklungsdrang“, sagt Expertin Schwarzlmüller.

„Kleinkinder wollen helfen“, sagt Schwarzlmüller. „Man darf nur ihre Motivation nicht zerstören.“ Also auch hier: die Kleinen machen lassen und ihnen zeigen, dass man es ihnen zutraut. Ab dem Vorschulalter wird es etwas schwieriger: „Der starke Drang zum Helfen aus der Kleinkindzeit ist weg, sie brauchen diese Tätigkeiten nicht mehr, um wichtige Fähigkeiten zu entwickeln“, sagt die Psychologin.

Jetzt ist es Zeit für grundsätzliche Gespräche, rät Nicola Schmidt, etwa so: „Als Familie sind wir ein Team. Das bedeutet nicht, dass du Mama und Papa nur ab und zu ein bisschen hilfst, sondern dass Arbeiten, die im gemeinsamen Haushalt anfallen, auch gemeinsam erledigt werden. Folgendes gibt es zu tun: Was davon möchtest du übernehmen?“

Bei den meisten Aufgaben sei es notwendig, ein Kind bis in die Teenagerzeit weiterhin geduldig zu begleiten. „So lange, bis es immer mehr selbst übernimmt.“ Motivierend sei auch, Fragen zu stellen statt ein undefinierbares „So, aufräumen!“ auszurufen. „Schaut euch mal um: Was müsste passieren, damit jemand am Tisch essen oder es sich auf dem Sofa gemütlich machen kann?“ So lernen Kinder, selbst zu sehen, was zu tun ist.

„Kinder übernehmen die eigene Abwehrhaltung“, sagt Nicola Schmidt. Also: so wenig wie möglich über den Haushalt jammern – und sich an einer positiven Einstellung versuchen. Damit es gemeinsam leichterfällt, kann das Aufräumen zum Beispiel ein Thema bekommen und in eine Spielsituation eingebettet werden: „Der Plüschtiger will mit uns alles aus Holz in die Kiste legen.“

Auch vermeintliche Verbote sind oft lustig: „Lass bloß die großen Autos auf dem Boden liegen! Du darfst heute nur die kleinen aufräumen.“ Wenn das Kind dann erst recht nur die großen wegräumt: egal. Dinge lassen sich zudem viel unterhaltsamer im Rückwärtsgang oder mit Stoppuhr ins Kinderzimmer bringen.

Für größere Kinder ist es interessant, ganze Zuständigkeiten zu bekommen, eventuell verbunden mit einer klar bezeichneten Rolle: „Du bist beim Essen jetzt der Barkeeper und achtest darauf, dass wir etwas zu trinken haben“ oder: „Du bist die Staubsaugerfee, ich deine Gehilfin. Wo fangen wir denn heute an?“

Hat das Kind trotz allem keine Lust mitzuhelfen? „Fragen Sie nach, was es braucht, um die Sache gemeinsam mit Ihnen zu machen“, rät Elternberaterin Nicola Schmidt. „Oft haben Kinder klare Vorstellungen und Wünsche – und wir können diskutieren, was davon realistisch ist. So können sich sehr interessante Gespräche ergeben, etwa wenn es sich überfordert, ungerecht behandelt oder herumkommandiert fühlt.“ Dann sucht man gemeinsam nach einer Lösung. Denn: Haushalt ist Teamsache.

Alles, was motiviert, Spaß macht und wirklich genutzt wird, ist auch in XS sinnvoll. Dabei immer auf das Größenverhältnis zum Kind achten: Mit einem ausgewaschenen Smoothie-Fläschchen lernt ein Kind besser einschenken als mit einer 0,75-Liter-­Flasche. Mit einem zerteilten Putzlappen kommt es besser klar als mit einem Riesentuch. Gießen kann es auch mit einem Milchkännchen.


Quellen:

  • Lythcott-Haims J, How to raise an adult, ‎ Saint Martin's Griffin, August 2016.

  • Rossmann M, Involving children in household tasks: Is it worth the effort?, College of Education and Human Development, University of Minnesota.