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Kopfschmerzen sind bei Kindern und Jugendlichen weit verbreitet und treten immer häufiger auf. Schon im Vorschulalter klagen laut ärztlicher Leitlinie annähernd 20 Prozent der Kinder über gelegentliche Kopfschmerzen. Bei den 16- bis 17-Jährigen gaben fast 40 Prozent an, mindestens einmal pro Woche Kopfschmerzen zu haben. Fast 80 Prozent der Jugendlichen mit wiederkehrenden Kopfschmerzen nehmen regelmäßig schmerzstillende Medikamente ein. So die Ergebnisse des CHAP-Projekts, das im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) untersucht hat, wie häufig Kopfschmerzen bei Kindern und Jugendlichen auftreten.

Wenig Schlaf, zu viel Bildschirmzeit

Auf die Suche nach möglichen Ursachen für die steigende Zahl der kopfschmerzgeplagten Kinder und Jugendlichen haben sich Forschende aus Kanada gemacht. Um es auf den Punkt zu bringen: Kopfschmerzen sind demnach stark mit dem Lebenswandel der Kinder und Jugendliche verbunden. Ein hohes Risiko für Kopfschmerzen hatten laut der Studie besonders jugendliche „Nachteulen“, die zu spät ins Bett gehen und zu wenig schlafen. Auch lange Bildschirmzeiten erhöhten die Wahrscheinlichkeit stark, Kopfschmerzen zu bekommen. An der großen Querschnittserhebung in Kanada nahmen Kinder und Jugendliche im Alter von fünf bis 17 Jahren teil (n=4.978.370; Durchschnittsalter 10,9 Jahre; 48,8 % weiblich)

Junge mit Kopfschmerzen

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Unregelmäßige Mahlzeiten, Cannabis und Alkohol

Kinder und Jugendliche, die unregelmäßig essen, scheinen laut der Studie ebenfalls eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für häufigere Kopfwehattacken zu haben. Bei den 12- bis 17-Jährigen war auch bei denjenigen das Risiko an regelmäßigen Kopfschmerzen zu leiden, erhöht, die regelmäßig Alkohol trinken oder täglich Zigaretten rauchen – egal ob herkömmliche oder E-Zigaretten. In der aktuellen Studie war außerdem Cannabis-Konsum ein relevanter Risikofaktor.

Aktiv dagegen steuern statt Schmerztabletten

„Die Ergebnisse zeigen, dass Lebensstilfaktoren die Häufigkeit von Kopfschmerzen bei Kindern und Jugendlichen beeinflussen. Als sogenannte potenziell modifizierbare Risikofaktoren sollten sie in der Praxis angesprochen werden, denn hier gilt es gegenzusteuern“, so Kopfschmerzexperte Prof. Dr. Hans-Christoph Diener aus Essen von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie in einer Pressemitteilung des Informationsdienstes Wissenschaft.

Die einzige primäre Kopfschmerzdiagnose, bei der ein Einsatz schmerzstillender Medikamente wie Paracetamol, Ibuprofen und Triptane (letztere ab zwölf Jahren) gerechtfertigt seien, sei eine nachgewiesene Migräne. Dennoch nähmen etwa 80 % der Jugendlichen mit wiederkehrenden Kopfschmerzen regelmäßig Schmerztabletten. Hier bestehe längerfristig wie bei Erwachsenen die Gefahr, dass sich sekundär ein sogenannter Medikamentenübergebrauchskopfschmerz („medication-overuse headache“, MOH) entwickle.


Quellen:

  • Dr. Bettina Albers Pressestelle der DGN Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V.: Kopfschmerzursachen bei Jugendlichen: Lange Bildschirmzeiten, unregelmäßige Mahlzeiten, spätes Zubettgehen, Cannabis. idw-online.de: https://idw-online.de/... (Abgerufen am 09.04.2024)
  • Christelle Nilles, Jeanne V Williams , Scott B Patten, et al. : Lifestyle Factors Associated With Frequent Recurrent Headaches in Children and Adolescents: A Canadian Population-Based Study . Neurology: https://doi.org/... (Abgerufen am 09.04.2024)
  • AWMF S2 Leitlinie: Leitlinie der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) und der Gesellschaft für Neuropädiatrie, Therapie idiopathischer Kopfschmerzen im Kindes- und Jugendalter. Leitlinie: 2009. online: https://register.awmf.org/... (Abgerufen am 09.04.2024)

  • Bundesministerium für Bildung und Forschung, Newsletter 4104: Kopfschmerzen bei Kindern: Aktiv werden hilft!. online: https://www.gesundheitsforschung-bmbf.de/... (Abgerufen am 09.04.2024)