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Nicht jeder, der allein lebt, fühlt sich einsam. Viele genießen das Alleinsein, weil sie tun und lassen können, was sie wollen. Weil sie sich mit niemandem absprechen müssen, ganz nach ihrem eigenen Rhythmus leben können. Allein zu leben heißt ja auch nicht automatisch, andere Menschen aus seinem Kosmos auszuschließen. Kontakte zu Freunden und Angehörigen ­gehören für die meisten dazu.

Und das ist gut so. Eine ­aktuelle Studie des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig zeigt: Das Gehirn von Menschen mit wenigen sozialen Kontakten altert schneller. Wer sich isoliert und in den eigenen vier Wänden verschanzt, schwächt damit auf Dauer die eigene geistige Leistungsfähigkeit.

Hier finden Sie ­viele ­Anregungen und Ideen, wie aus „einsam“ wieder „gemeinsam“ werden kann.

1. Öfter zum Einkaufen

In der Corona-Zeit haben sich viele aus Angst vor Ansteckung umgestellt, kauften seltener ein und mehr auf Vorrat. Zeit, das wieder zu ändern: Ob Brötchen, Milch oder Möhren – für Dinge des täglichen Bedarfs lieber wieder häufiger vor die Tür gehen. So muss man nicht so schwer schleppen, kann ­den Einkauf zu Fuß oder mit dem Rad erledigen und trifft häufiger auf andere Menschen.

2. Small Talk wagen

An der „Ratschkasse“ im Supermarkt in Buxheim bei Memmingen nehmen sich die Kassierenden von Montag- bis Donnerstagvormittag viel Zeit. Sie fragen Kundinnen und Kunden, wie es ihnen geht, wie das Wochenende war. Doch Small Talk geht fast überall. Machen sie den ersten Schritt. Eine neue Auszubildende beim Bäcker? Fragen Sie sie, wie ihr das Berufsleben ­gefällt. Ein kurzes Gespräch mit Fremden macht uns glücklich, zeigen mehrere Studien, etwa von der britischen Psychologin Gillian Sandstrom von der University of Essex.

3. Ab ins Generationen-Café

Nicht nur Ältere, auch junge Erwachsene fühlen sich häufig einsam. Das hat die Ruhr-Universität Bochum zusammen mit der Friedrich-Schiller-Universität Jena in einer Langzeitstudie herausgefunden. Private Initiativen gibt es zuhauf, besonders charmant: das Generationen-Café in Leipzig. Dort finden etwa Spiele- und Musiknachmittage statt. Doch auch ohne ein solches Motto ist das gemütliche Café ums Eck eine gute ­Gelegenheit, neuen Leuten zu begegnen.

4. Alleine wegfahren

Endlich Zeit für Urlaub, aber niemand kann mitkommen? Ob Besuchsreise zur Schulfreundin nach Berlin oder dreitägiger Wellness-Aufenthalt im nahen Kurort: Wer sich ans Alleineverreisen herantasten will, beginnt mit einem Ziel vor der Haustür. Eine gute Gelegenheit, sich besser einzuschätzen. Auf organisierten Gruppenreisen ­ für Menschen ab 60 müssen Sie sich um nichts ­kümmern – der Austausch mit Gleichgesinnten ist inklusive. Wer lieber einen Reisegefährten an seiner Seite hat: auf einem seriösen Portal wie www.reisepartner-­gesucht.de das Alter 60 bis 80 eingeben, und schon erhält man für alle denk­baren Urlaubsformen Such­an­fragen. Immer mehr Veranstalter bieten zudem Gruppenreisen speziell für Alleinreisende an.

5. Tiersitter werden

Sie sind eine Quelle des Trosts und leisten ­Gesellschaft: Hund, Katze, Meerschweinchen, Wellensittich. Wer Haustiere mag, sich aber selbst keines anschaffen will, kann als Tiersitter etwa in Ferienzeiten einspringen. Die Nachbarn fahren bald in den Winterurlaub? Fragen Sie, ob die ­Familie einen Tiersitter braucht. Auch Berufstätige suchen manchmal nach Gassigehern unter der Woche. Inserate finden Sie online auf Portalen wie www.kleinanzeigen.de, www.nebenan.de oder www.betreut.de. Oder fragen Sie bei der Nachbarschaftshilfe nach.

6. Fähigkeiten weitergeben

Einen Fahrradschlauch reparieren, ein Tischbein zusammenleimen: Ältere sind oft sehr erfahren bei handwerklichen Dingen. Geben Sie doch Ihre Fähigkeiten weiter. Zu festgelegten Terminen kommen etwa in Repair-Cafés versierte Hobbyhandwerker zusammen, um ­kaputte Geräte instand zu setzen. Rund 960 Repair-Cafés sind inzwischen in Deutschland gelistet. Adressen vor Ort finden Sie online unter www.reparatur-initiativen.de und www.repaircafe.org/de

7. Mobilität neu denken

In ländlichen Regionen ist das Auto das hauptsächliche Fortbewegungsmittel, zeigen Erhebungen des ADAC. Wer kein Auto hat oder nicht mehr selbst fahren kann oder will, fühlt sich oft abgehängt. Doch das Angebot an Alternativen wächst: Vielerorts gibt es Rufbusse und-taxis oder Mitfahrbänke. In Orten wie Bad Zwischenahn, Senden oder Arnsberg und in vielen weiteren Gemeinden bringen Ehrenamtler ältere Menschen in Bürgerbussen ins Stadtzentrum und zurück. Eine tolle Möglichkeit für neue Bekanntschaften! Angebote kennen die Rathäuser.

8. Komplimente machen

Ob Gartenzaun, Wartezimmer oder Parkbank: Alltägliche Wege und Orte eignen sich prima, um mit anderen ins Plaudern zu kommen. Aber wie? Oft reicht ein freundlicher Gruß, ein simpler Kommentar zum Wetter. Ihr Gegenüber trägt einen schönen Schal? Machen Sie einem sympathisch ­wirkenden Menschen, den Sie nicht ­kennen, mal ein Kompliment. Studien zeigen: Selbst kurze, oberflächliche Gespräche vermitteln ein Gefühl von Gemeinsamkeit.

9. Alte Kontakte erneuern

Was macht Schulfreundin Inge? Machen Sie den ersten Schritt, anstatt sich zu fragen, weshalb sich niemand bei Ihnen meldet. Schreiben Sie alten Freunden eine Postkarte, eine E-Mail oder rufen Sie sie an. Zeigen Sie Interesse.Vielleicht stellen Sie fest: Nach so vielen Jahren sind wir noch immer auf einer Wellenlänge. Entdecken Sie Gemeinsamkeiten, ist es oft möglich, den Kontakt wieder zu intensivieren.

10. Um die Enkel kümmern

Kommen Enkel in die Pubertät, verändert sich die Beziehung zu den Großeltern oft. Manch ein Teenager kommt seltener vorbei, erzählt weniger von sich. „Nehmen Sie dennoch regelmäßig Kontakt auf. Fragen Sie, was Ihre Enkel beschäftigt“, rät Familientherapeutin Prof. Renate Zwicker-Pelzer aus Köln. Krieg, Klimawandel: Viele 14- bis 29-Jährige machen sich laut der Trendstudie „Jugend in Deutschland“ Sorgen um ihre Zukunft. „Hören Sie zu, das ist eine Klammer für eine gute Bindung – im Alltagsstress der Familie geht das oft unter. Großeltern können darin ihre Größe zeigen.“

11. Digital Schritt halten

Instagram, Tiktok – nicht alle digitalen Trends müssen Ältere mitmachen. Kontakt halten, am Alltag von Bekannten und Familie teilhaben fällt aber leichter, wenn man auf seinem Smartphone oder Computer zu Hause eine Nachrichten-App nutzt. Die Tanzaufführung der Schwiegertochter, das neue Fahrrad des Enkels: Fotos, Kommentare und Erlebnisse lassen sich so leicht austauschen. Lassen Sie sich von Ihrer Familie zeigen, wie das geht. Viele Kommunen bieten Kurse speziell für Ältere.

12. Sich engagieren

Ob Eine-Welt-Verein, Tafel oder Bund Naturschutz: Es ist nie zu spät, sich zu engagieren! Gerade im Rentenalter wollen viele Menschen einer sinvollen Tätigkeit nachgehen, eine gute Idee unterstützen. Außerdem hilft ein Ehrenamt, die Woche und den Alltag zu strukturieren. Laut ­Freiwilligensurvey 2019 sagen rund 80 P­rozent­ der über 65-Jährigen, dass sie sich ­engagieren, um mit Gleich­gesinnten zusammen zu sein.

13. Beim Lesenlernen helfen

Jedes vierte Grundschulkind kann am Ende der vierten Klasse nicht gut lesen. Die Gründe: soziale Ungleichheit, Mangel an Lehrkräften, vermehrte Zuwanderung. Erwachsene, die lesewache Kinder unterstützen möchten, können sich beim Bundesverband „Mentor – die Leselernhelfer Bundesverband e. V.“ melden und ihre Hilfe anbieten. Sie kümmern sich dann ehrenamtlich eine Stunde pro Woche um eine Schülerin oder einen Schüler mit Leseproblemen (mentor-bundesverband.de).

14. Anonym Sorgen teilen

Kummer, Probleme: Es gibt Momente, da braucht man dringend jemanden zum Reden. Was aber tun, wenn ­Nahestehende gerade nicht greifbar sind? Gut, dass es Initiativen für Menschen in solchen Situationen gibt. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Telefonseelsorge sind unter 0800 / 111 01 11 rund um die Uhr erreichbar. Am ­Silbertelefon­ finden Menschen ab 60 Jahren täglich von 8 bis 22 Uhr unter 0800 / 470 80 90 ein offenes Ohr. Für einen tiefer gehenden telefonischen Kontakt gibt es die Silbernetz-Freundschaft: Ältere werden mit Ehrenamtlichen vernetzt, die einmal pro Woche für ein persönliches Gespräch anrufen.

15. Gleichgesinnte treffen

Seniorentreff klingt nicht gerade sexy. Aber warum nicht einfach einmal ausprobieren, was Ihre Stadt oder Gemeinde für ältere Menschen anbietet? Bei Kaffee und Kuchen oder einem Filmabend kommt man vielleicht mit dem einen oder anderen netten Menschen ins Gespräch. Und wer weiß, vielleicht findet sich auf diese Art und Weise jemand für den nächsten Ausflug oder Schwimmbadbesuch.

16. Eine Tageszeitung abonnieren

Was ist los im Ort? Welche ­Veranstaltungen sind geplant? Was könnte Sie interessieren? Am besten, Sie abonnieren die regionale Tageszeitung. Dann sind Sie tagesaktuell über alle Neuigkeiten und Angebote informiert. Und einige Artikel bieten bestimmt Gesprächsstoff für den Small Talk mit der Nachbarin oder dem Postzusteller.

17. Mal wieder zum Hörer greifen

Vertraute Stimmen hören, sich mit alten Freunden und Bekannten austauschen: Das gibt immer das gute Gefühl, nicht allein zu sein. Nehmen Sie sich vor, pro Woche mindestens einmal mit einer Person zu telefonieren, von der Sie länger nichts mehr gehört haben. Egal ob mit der Cousine aus Norddeutschland oder der Nichte in London. Vielleicht ist das Telefonat der Anknüpfungspunkt, sich nach langer Zeit wieder einmal persönlich zu treffen oder zu besuchen.

18. Eine Kur oder Reha beantragen

Sie sind chronisch krank und ­können kaum am sozialen Leben teilnehmen? Ziehen Sie sich vielleicht deshalb immer mehr zurück? ­Sprechen Sie mit Ihrem Hausarzt oder Ihrer Hausärztin, ob eine Reha-Maßnahme für Sie infrage kommt. Sie können sich dort nicht nur intensiv um Ihre Gesundheit kümmern. Eine Reha ist immer auch ein Ort für neue Begegnungen mit Menschen, denen es ähnlich geht wie Ihnen. Und mit denen Sie sich auf einer gemeinsamen Ebene ­austauschen können.

19. Ein neues Hobby finden

Gibt es etwas, was Sie schon immer einmal machen wollten? Indisch kochen lernen? Oder töpfern, Aquarelle malen, Theater spielen? Die Programme der Volkshochschulen (VHS) bieten bundesweit ein umfangreiches Angebot für (fast) jedes Interessensgebiet. ­Infos gibt es online. Gedruckte Broschüren, die das komplette Programm in Ihrer Stadt oder Gemeinde beinhalten, liegen oft in ­Banken oder im Rathaus aus.

20. Weihnachten planen

An Heiligabend öffnet der CVJM ­Amberg seine Pforten für Menschen, die das Fest ohne Gesellschaft verbringen würden. Oder die sich Weihnachten gar nicht beziehungsweise nur schwer leisten können. Man isst zusammen, dann werden bei einer Tombola Sachspenden verlost. Ähnliche Angebote gibt es auch in anderen Städten und Gemeinden.

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Was gegen Einsamkeit hilft

Einsamkeit kann weh tun und krank machen. Das Thema rückt immer mehr in den Fokus von Wissenschaft und Politik. Was man darüber weiß – und dagegen tun kann. zum Artikel


Quellen:

  • Simon Schnetzer, Prof. Dr. Klaus Hurrelmann, Hertie School Berlin, Kilian Hampel, Universität Konstanz: Trendstudie Jugend in Deutschland. https://simon-schnetzer.com/blog/veroeffentlichung-jugend-in-deutschland-trendstudie-winter-2022-23/: https://simon-schnetzer.com/... (Abgerufen am 01.08.2023)
  • American Psychological Association: Einsamkeit junger Erwachsener, Is loneliness in emerging adults increasing over time? A preregistered cross-temporal meta-analysis and systematic review.. American Psychological Association: https://psycnet.apa.org/... (Abgerufen am 01.08.2023)
  • Deutsches Zentrum für Altersfragen: Freiwilliges Engagement in Deutschland. Homepage dza.de: https://www.dza.de/... (Abgerufen am 01.08.2023)
  • Destatis – Statistisches Bundesamt: Anteil Alleinlebender in Deutschland deutlich über dem EU-Durchschnitt. https://www.destatis.de/... (Abgerufen am 24.08.2023)
  • Lammer L, Witte V et al.: Impact of social isolation on grey matter structure and cognitive functions: A population-based longitudinal neuroimaging study. . https://elifesciences.org/... (Abgerufen am 24.08.2023)